
für Kunden als auch für das Personal viele Vorteile bietet. Diesen Trend zum
bargeldlosen Bezahlen gab es auch schon vorher. Die Pandemie hat die
Entwicklung lediglich beschleunigt.
Zum Thema Umwelt/Nachhaltigkeit/Verpackungsmüll: wie geht
die Entwicklung in diesem Bereichen weiter?
Auch für das Bäckerhandwerk ist dieses Thema sehr wichtig. Die mittelständischen
Betriebe unserer Branche arbeiten grundsätzlich ressourcenschonend
und seit jeher nachhaltig. Es wird nur wenig über Ozeane hinweg
geliefert, vielmehr wird vor Ort produziert und auch verkauft. Das Mehl
kommt häufig vom benachbarten Müller, die meisten anderen Rohstoffe
werden zumindest national oder europäisch geliefert. Auch in Sachen „Verpackung“
sind Bäcker gut aufgestellt: Die klassische Variante ist seit Jahrzehnten
die Brötchentüte aus Papier. Das ist deutlich umweltfreundlicher als
die in der industriellen Fertigung üblichen Kunststoffverpackungen.
Viele Bäckereien bieten zudem mittlerweile Mehrwegbecher an. Allerdings
führen viele gut gemeinte umweltpolitische Gesetze in der Praxis
zu immensen Problemen: Kleine Bäckereien haben beispielsweise keinen
Platz, um Mehrweggeschirr zu lagern und zu reinigen. Demnächst werden
zudem Einwegbecher mit Kunststoff verboten. Allerdings gibt es derzeit
auf dem Markt keine Alternativen, die ohne Kunststoff auskommen. Die
Politik agiert häufig mit der ideologischen Brechstange, ohne die Folgen
ihres Handelns zu bedenken.
Auch im Bereich Lebensmittelverschwendung zeigt das Bäckerhandwerk
Verantwortung. Viele liefern ihre Retouren an Tafeln oder haben
andere sinnvolle Verwertungsmöglichkeiten gefunden. Der Zentralverband
hat sich erfolgreich dafür stark gemacht, dass künftig gemäß der Leitsätze
mehr gebackenes Brot für neuen Teig verwendet werden kann – bis zu 20
Prozent sind künftig erlaubt. Was in der Debatte häufig übersehen wird:
Die Hauptverantwortung für Lebensmittelverschwendung haben die Verbraucher,
die meisten Lebensmittelabfälle entstehen im privaten Haushalt.
Wie bewerten Sie die Kooperationen zahlreicher Innungsbäcker
mit dem Discounter Aldi?
Die Tatsache, dass der größte Discounter auf echtes Handwerk setzt, ist an
sich schon bemerkenswert. Aldi beweist damit, dass es seine Kundschaft
versteht. Denn immer mehr Menschen wollen Regionalität, Handwerkstradition
und Qualität, gerade bei Brot und Backwaren. Durch die Kooperation
mit Traditionsbäckern möchte auch Aldi vom Gütesiegel „Echtes
Handwerk“ profitieren. Profitieren können auch die Innungsbäcker. Der
wohl größte Vorteil liegt auf der Hand: Quasi ohne zusätzliche Personalkosten
kann man so sein Filialnetz vergrößern und den Umsatz erhöhen.
Zugleich kann man aufgrund der Präsenz bei Aldi die Bekanntheit der eigenen
Bäckermarke in der Region steigern. Allerdings gibt es auch Risiken,
da man die Kontrolle über die Warenpräsentation und Regalpflege abgibt.
Und es darf nicht zu einer zu starken Abhängigkeit führen. Verloren geht
im Discounter auch das Ambiente und das besondere Erlebnis, eine duftende
und schöne Bäckerei zu betreten.
Welche gesetzlichen Regelungen wünschen Sie sich für die Zukunft?
Die Frage ist bereits falsch. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger
Regulierung. Wir müssen aus der zunehmenden Regelungsdichte und der
mit ihr verbundenen Bürokratie raus, um das Wirtschaftswachstum und
unseren Wohlstand nicht zu gefährden. Ein Beispiel ist das Lieferkettengesetz.
Das Gesetz ist grundsätzlich gut gemeint, durch die Umsetzung führt
es aber zu unerwünschten Auswüchsen und Kollateralschäden. Das Gesetz
wird das Bäckerhandwerk und die gesamte Wirtschaft mittelbar und auch
unmittelbar massiv treffen.
Deutschland braucht eigentlich eine Art Instanz als „4. Gewalt“
oder Prüfstelle, die klärt, welche Gesetze und Verordnungen überflüssig
sind. Viele Dokumentations- und Meldepflichten sind beispielsweise
nicht notwendig bzw. redundant und könnten ersatzlos gestrichen
werden.
Vielen Dank!
Die Fragen stellte Thomas Kützemeier, Chefredakteur
10 Getreidetagung Berlin