Wie erfolgte die Validierung?
„Wir haben hauptsächlich eine interne Validierung durchgeführt d. h.
wir haben Reinkulturen bebrütet, die dann verdünnt und im Anschluss
mittels Mikroskops und Keimzahlbestimmung mit ISO-Plattenmethode
quantifiziert. Bei einer E. coli-Reinkultur ist die Varianz zwischen
der Plattenmethode und der Durchflusszytometrie nicht sehr groß.
Letztere misst grundsätzlich etwas mehr, weil nicht alle Bakterien
Kolonien bilden und manche Kolonien ihren Ursprung in mehr als
einer Zelle haben. Wir verfügen hier über mehrere Tausend Datensätze,
die das belegen. Damit können wir demonstrieren, dass der
Algorithmus funktioniert. Auch die Partikelzählung haben wir mittels
Kunststoffpartikeln in der Größe von Bakterien kalibriert. Somit kann
sehr zuverlässig gezeigt werden ob die Konzentration in der Messzelle
mit der realen Konzentration in der Lösung übereinstimmt.“
Wo liegt die Nachweisgrenze des Verfahrens?
„Die Nachweisgrenze liegt bei 15.000 Zellen je Milliliter; jetzt
muss man das richtig einordnen, denn nur ein sehr geringer Teil
der Bakterien welche im Mikroskop sichtbar sind, sind dann auf
der Platte nachweisbar. In der Praxis ist das völlig ausreichend:
man muss aber zunächst sein eigene betriebstypische „Basis-
Line“ durch Versuche ermitteln. Mit entsprechender statistischer
Auswertung kann ich dann ermitteln ob meine Messung im Normalbereich
liegt. Wenn ich also zum Beispiel die dreifache Standardabweichung
messe, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch,
dass sich hier nicht um eine normale statistische Schwankung
handelt und der Prozess (also die Reinigung) nicht unter Kontrolle
ist. Dann muss man nachbessern z. B. nochmal reinigen.“
Es geht hier eigentlich nicht um Produkte, sondern um
Oberflächen. Mikroorganismen variieren aber von Unternehmen
zu Unternehmen. Wie erkennen die Unternehmen,
ob sie „richtig“ messen?
„In der Tat benötigen unsere Kunden in der Regel einige Wochen,
bis sie unter Anleitung unserer Außendienst-Mitarbeiter sich diese
Technologie hineingedacht haben. Wir lassen aber niemand damit
allein. Eine sorgfältige und vollständige Einweisung mit Schulungen
und Testphase ist selbstverständlich. Für uns ist das genauso
wichtig, um Erfahrungen zu sammeln.“
Wie sehen Sie die Anwendbarkeit und Eignung für sensible
Produkte wie Babyfood?
„Wir haben bereits Kunden in diesem Produktsegment. Die bisherigen
Ergebnisse zeigen, dass die Technologie bestens geeignet ist,
um die Wirksamkeit von Hygieneprozessen zu prüfen. Dort ist es
besonders hilfreich, dass unser Verfahren so schnell arbeitet, weil
bisher nach der Demontage großer Maschinen wegen der langsamen
Bebrütungsverfahren im Labor zwei bis drei Tage verstrichen
sind. Jetzt können wir innerhalb einer halben Minute feststellen, ob
Reinigung und Desinfektion ein sicheres Ergebnis erbracht haben.“
Wie beurteilen Sie ready-to-eat-Erzeugnisse wie bestimmte
Fleisch-Produkte oder Salate?
Genau diesen Sektoren galt von Anfang an unser Hauptaugenmerk,
weil dort das Risiko am höchsten und daher auch der Erfolg
am wichtigsten war. Mittlerweile können wir sagen, dass unser
Verfahren auch im Ready-to-eat-Segment zuverlässig einsetzbar
ist, im Sinne eines zusätzlichen, sehr schnellen Hygiene-Check zur
Reinigungsvalidierung.“
Wie sieht die Situation in der Fruchtsaft-Industrie aus?
„Wir haben uns Fruchtsaft-Konzentrate angeschaut, hergestellt mit
Umkehr-Osmose. In dem Sektor wurde nicht viel gemessen, möglicherweise,
weil die Produktion verfahrensbedingt unterhalb des
Messgrenzwertes verläuft. Allerdings gilt auch hier: diese Durchflusszytometrie
ersetzt nicht die spezifische klassische Mikrobiologie
sondern ergänzt sie sinnvoll als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme
gegenüber Ausreißern.
Wie sehen die Reinigungszyklen aus?
„Wir haben einmal das Probenahme-Röhrchen mit dem Tupfer drin,
dann gibt es das rote Reinigungs-Röhrchen. Das Gerät erkennt, wenn
eine Probe zu stark verschmutzt ist und verlangt eine Reinigung. Auf
entsprechende Anleitung erfolgt eine Reinigung mit einer Mischung
aus Reinigungsprodukt und Desinfektionsmittel. Zusätzlich gibt es
ein Lager-Röhrchen mit einer Lösung mit desinfizierender Wirkung.
Dadurch erfolgt keine Kontamination der Schläuche und Röhrchen
während der Lagerung über mehrere Tage.
Wie erfolgt die Entleerung?
„Das dritte eingereichte Patent, neben denen für die Durchflusszelle
und das Messverfahren betrifft das Röhrchen, in das die
Probe von unten per Durchstich in das Gerät eingeführt wird.
Dort ist ein Filter eingebaut, der das Eindringen grober Schmutzpartikel
in das Gerät verhindert. Es wird also zunächst Lösung
eingesaugt, dann ändert sich die Saugrichtung, und das System
saugt die oberhalb der Probe lagernde Luft ein und lüftet damit
und entleert die Schläuche. Der Kreuzkontaminationsanteil liegt
bei unter 0,1%. In der Mikrobiologie geht es um 10er Potenzen,
sodass dieser Anteil sehr gering ist. Nach jeder Messung wird also
durchgespült und wieder entleert. Damit ist die Gefahr des Verschleppungsfehlers
äußerst gering.“
Wie sieht die Messung beispielsweise in einer Umgebung aus,
wo die Luft sehr stark mit Hefen und Schimmeln belastet sein
kann, wie in einer Quark-Herstellung?
„Schimmel werden im besten Fall als Partikel gezählt. Hefen sind
relativ groß. Der Aufbau der Durchflussmesszelle schließt den
Übergang von Partikeln mit mehr als 5 Mikrometern praktisch aus.
Die Technologie ist grundsätzlich in der Lage, Hefen und Schimmel
zu messen; obwohl sie größer sind als Bakterien; sie sind aber in
der aktuellen Konfiguration nicht nachweisbar.
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