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Interview mit Wolfgang Blickle
1/2018 FOOD-Lab 13
Dr. Wolfgang Blickle – Eppendorf Vertrieb Deutschland GmbH
FL: Funktion des ViscoTip
Blickle: Der volumengenaue Transfer viskoser
Flüssigkeiten stellt im Labor häufig ein Problem
dar. Normale Pipetten eigenen sich dazu nur
bedingt, da sie mit Wasser kalibriert werden
und damit die angezeigten Volumenangaben
nur für wässrige Lösungen korrekt sind. Für
den Transfer von Flüssigkeiten mit höherer Viskosität
eigenen sich aus physikalischen Gründen
Direktverdrängersysteme deutlich besser.
Eppendorf stellt dazu das System Multipette +
Combitip advanced bereit. Mit dem Combitip
lassen sich viskose Lösungen deutlich besser
transferieren, allerdings gibt es auch hier mit
steigender Viskosität der Flüssigkeit eine Obergrenze.
Der neue ViscoTip ist ein funktional
optimierter Combitip advanced, mit dem es
nun auch möglich wird, hochviskose Substanzen
wie z.B. Honig, Molke, Gelees im Bereich
zwischen 1 ml und 10 mL korrekt zu pipettieren
bzw. zu dispensieren.
FL: Arbeitserleichterung/Anforderungen an
das Personal?
Blickle: Der ViscoTip kann problemlos von jedem
Anwender verwendet werden, der eine
handelsübliche Multipette von Eppendorf
besitzt. Der richtige Umgang mit der Multipette
ist leicht und schnell erlernt, spezielle
Trainings sind dafür nicht notwendig. Für Anwender,
die nichtsdestoweniger in die exakte
Bedienung der Multipette eingeführt werden
möchten, bietet Eppendorf Liquid Handling-
Schulungen an, die vor Ort beim Kunden veranstaltet
werden können und in denen darüber
hinaus auch das korrekte Pipettieren nach
ISO 8655 erklärt und trainiert wird.
FL: Entwicklung in Richtung Automation?
Blickle: Die Einsatzmöglichkeit des Visco-
Tip beschränkt sich derzeit auf manuelle
Handdispenser mit mechanischem oder
elektrischem Kolbenantrieb. Der Einsatz in
automatisierten Systemen ist allerdings ein
vielversprechendes Zukunftsziel, da auch
beim automatisierten Pipettieren viskose Lösungen
häufig ein Problem darstellen.
FL: Probendurchsatz pro Zeiteinheit
Blickle: Das Aufnehmen und Abgeben viskoser
Flüssigkeiten nimmt je nach Viskositätsgrad
der Lösung mehr oder weniger lange Zeit in
Anspruch. Der Anwender verwendet den ViscoTip
in erster Linie, um höchstmöglich genaue
Volumina einer viskosen Lösung zu transferieren.
Geschwindigkeit hat nicht erste Präferenz.
Erfahrene Anwender werden aber weitgehend
die gewohnten Geschwindigkeiten normalen
Dispensierens erreichen können.
FL: Welche Materialien werden verwendet
und wie nachhaltig ist die Herstellung?
Blickle: Die ViscoTips werden genau wie die
CombiTips advanced aus PP und PE gefertigt.
FL: Ringversuche?
Blickle: Ringversuche wurden bisher nicht
durchgeführt. Der ViscoTip wurde intern auf
Konformität mit ISO 8655 geprüft.
FL: Externe Validierung?
Blickle: Es gibt derzeit keine Validierung
durch eine externe Prüfeinrichtung.
FL: Grenzen der Anwendung?
Blickle: Es wird empfohlen, den ViscoTip bei
Viskositäten ab 200 mPa*s zu verwenden.
Honig mit 12.000 mPa*s kann z.B. problemlos
dispensiert werden. Deutlich höhere Viskositäten
erhöhen die Widerstandskräfte
beim Aufnehmen und Abgeben, so dass die
mechanischen bzw. elektrischen Einheiten
des Aufnahmesystems u.U. nicht mehr ausreichend
Kraft für den Flüssigkeitstransfer
entwickeln. Erfolgreich getestet wurden bisher
Viskositäten bis 14.000 mPa*s .
FL: Sicherheitsfragen?
Blickle: Sicherheitsfragen gibt es nicht, da
die verwendeten Rohstoffe lebensmittelecht
sind.
Entsorgung?
Blickle: Der Kunststoff muss nicht gesondert
entsorgt werden. Es gilt, die Hinweise der
dispensierten und damit zu entsorgenden
Chemikalie zu beachten.
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